Anlagepolitik 4. Quartal 2023

Rückblick

Seit Ende Juli befinden sich die globalen Finanzmärkte im Korrekturmodus. Die anhaltend restriktive Geldpolitik und die zwar rückläufige, aber hartnäckig hohe Inflation führten bei den Marktteilnehmern zur zunehmend vorsichtigen Einschätzung der weiteren konjunkturellen Entwicklung.

Der Weltaktienindex MSCI legte seit Jahresbeginn um 9,4% zu, nach 13,8% per Jahresmitte. Weiterhin stark zeigte sich der US-Technologie-Index Nasdaq Composite mit einem Plus von 26,3%. Die Wachstumstreiber bestanden weiterhin aus einer kleinen Gruppe von 7 Aktien, während die restlichen Titel aus dem S&P 500 insgesamt mehrheitlich seitwärts notierten. Auch die europäischen Märkte büssten im 3. Quartal Terrain ein, liegen aber immer noch deutlich über dem Jahresendstand (DAX +10,5%, Eurostoxx 600 +5,1%). Die vergleichsweise defensive Branchenzusammensetzung des Schweizer Indexes SPI führte zu einem eher unterdurchschnittlichen Zuwachs von +4,6%. In Asien präsentiert sich das Bild zweiteilig, der japanische Nikkei legte um 22% zu (bei gleichzeitig deutlich abgeschwächter Währung), Hongkong und China hingegen enttäuschten mit -10% bzw. +0.7%.  (Die detaillierte Übersicht mit Graphik über die Börsenindizes befindet sich in der Beilage).

Die Entwicklung der einzelnen Branchen wurde geprägt durch die Sektoren Technologie, Telekommunikation und zyklischer Konsum. Unterdurchschnittlich präsentierten sich die Aktien der Versorger und des Gesundheitswesens.

Ein spürbarer Aufwärtsdruck war im Berichtsabschnitt bei den Renditen für Staatsanleihen feststellbar. 10-jährige US-Staatspapiere standen zu Quartalsende bei 4,5% (per 30.6. 3,8%), die deutschen Bundesanleihen bei 2,8% (2,4%). Auch die Rendite der Eidgenossen stieg von 0,95% auf 1,09%. In der Jahresbetrachtung 2023 liegen die Renditen um 0,6% (USA), respektive 0,2% (Deutschland) höher, in der Schweiz hingegen ist ein Renditerückgang um 0,5% eingetreten.

Die Devisenmärkte waren geprägt von einer Abschwächung des US-Dollars, indem die Erstarkung im ersten Halbjahr wieder neutralisiert wurde. Der generelle Auftrieb des CHF hielt weiter an.

Der Goldpreis konnte seinen Höhenflug nicht fortsetzen und notiert mittlerweile noch leicht über dem Jahresendstand. Eine deutliche Preiserholung setzte hingegen bei den übrigen Rohstoffen ein, insbesondere der Ölpreis notierte wegen der Verknappung des Angebots im Jahresvergleich um rund 10% höher.

Standortbestimmung

Nach rund eineinhalb Jahren mit raschen und starken Zinserhöhungen, notabene die markantesten seit rund 40 Jahren, ist ein allmähliches Ende absehbar. Wichtiger ist jedoch die Aussage, dass die Zinsen noch längere Zeit erhöht bleiben werden. Die Marktmeinungen zu möglichen weiteren Zinserhöhungen sind jedoch sehr unterschiedlich. Im Kern geht es um die Frage, ob sich die Kerninflation angesichts der sich abschwächenden Nachfrage rascher zurückbilden wird. Aus historischer Sicht und in vergleichbaren Wirtschaftsperioden (1973, 1981, 1992) dauerte es rund 3 Jahre, bis sich die Kerninflation wieder auf das ursprüngliche Niveau zurückbildete.

Aus vergangenen Zinspausen lassen sich einige Schlussfolgerungen ziehen. In den meisten Fällen erfolgte nach der letzten Zinserhöhung früher oder später eine Rezession mit Zinssenkungen. Gleichzeitig haben sich die verschiedenen konjunkturellen Vorlaufindikatoren deutlich eingetrübt und deuten ebenfalls auf eine bevorstehende rezessive Phase hin.

Gemäss den jüngsten Datenkranz aus China hat die konjunkturelle Eintrübung vorübergehend einen Boden gefunden. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Erholung wieder an Schwung verlieren wird und die Immobilienkrise noch längst nicht überstanden ist. Somit sind auch aus China keine nachhaltigen Wachstumsimpulse für die Weltwirtschaft zu erwarten.

Ausblick

 Für die weitere Entwicklung der Finanzmärkte beurteilen wir die verschiedenen Chancen und Risiken in folgender Weise:

Chancen:

  • Die Aktienmärkte zeigen insgesamt eine erstaunliche Resilienz und negieren das eingetrübte Umfeld weitgehend. Dieser Trend könnte sich fortsetzen.
  • In verschiedenen Sektoren der Aktienmärkte haben die deutlichen Korrekturen zu wiederum moderaten Bewertungen geführt.

Risiken:

  • Im historischen Vergleich kann festgestellt werden, dass die Aktienmärkte in den Monaten nach finalen Zinserhöhungen tendenziell fielen.
  • Die Marktbreite – der Anteil der Aktien, der die Marktbewegung trägt – ist historisch niedrig. Die Aktienindizes werden von vergleichsweise wenigen Branchen und Titeln (u.a. Technologie) getrieben.
  • Die Bewertungen der zurzeit bevorzugten Aktien sind nach allen Kriterien zu hoch gelaufen.

Anlagepolitische Konklusionen:

  • Eine offensivere Aktienpositionierung drängt sich weiterhin nicht auf.
  • Qualitätsaktien von Unternehmen mit hoher Preissetzungskraft und gesunden Bilanzen sowie eine vernünftige Diversifikation über verschiedene Sektoren bilden den Kern unserer Portfolios.
  • Festverzinsliche Anlagen bleiben untergewichtet, kurze Restlaufzeiten und solide Bonitäten stehen bei der Investition im Vordergrund.

Goldanlagen erfüllen unverändert ihre Funktion als klassische «Absicherung» und Werterhalt.

 

Beilage