Rückblick
Der Start ins erste Quartal erfolgte noch recht verhalten an den Finanzmärkten, bis dann der weitere Verlauf richtig Schwung brachte. Vor dem Hintergrund leicht sinkender Zinsen stieg die Nachfrage nach Aktien generell, so dass fast alle Märkte nach oben getragen wurden. Im Gegensatz zu so manchen Vorquartalen fehlten die schlechten Nachrichten (man denke nur an das schwierige Vorjahr), so dass das Wunschbild einer starken Aktienrally, ausgehend vom letzten Quartal des Vorjahres, seine nahtlose Fortsetzung im ersten Quartal fand. Neben dem wichtigen Faktor der sinkenden Zinsen, oder zumindest des Ausblicks darauf, nahm man auch das verbesserte Konsumentenvertrauen, und die weniger schlecht als erwartet ausgefallenen Unternehmensresultate zum Anlass, an die Fortsetzung einer günstigen Konjunktur zu vertrauen. Dies blieb alles ungestört von der nicht ganz einfachen politischen Wetterlage oder den massiven Stützungskäufen der Chinesischen Zentralbank zur Stabilisierung der dortigen Aktienmärkte und den fortgesetzten Problemen der Immobilienmärkte. Aber auch die Zentralbanken der Industrieländer tragen grosse Verantwortung. In dem Moment, in dem die Erwartungen der Märkte zu stark vom Handeln der Märkte abweichen würden, folgt eine rigorose Marktanpassung.
Der Weltaktienindex MSCI legte um (unerwartete) +8.1% zu. Der US-Technologieindex Nasdaq Composite beendete das Quartal mit einem Plus von +9.2%, deutlich unter dem Anstieg früherer Quartale. Die früheren Wachstumstreiber hatten wohl ihre Antriebskraft eingebüsst. Der breit gefasste S&P 500 stieg um +9.9%. Auch die europäischen Märkte verzeichneten solide Wertzuwächse, vorab der repräsentativere Euro Stoxx 600 mit +7.0%. Der Schweizer Bluechip Index SMI erzielte mit +5.3% ein leicht unterdurchschnittliches Resultat, weil die Indexschwergewichte (noch) nicht zu alter Stärke gefunden hatten. Der DAX rückte (mit Rekordzuwächsen) stark ins Blickfeld bei +10.4%, gefolgt vom CAC40 mit +8.8%. In Asien legte der japanische Nikkei um stattliche +19.1% zu (bei gleichzeitig zur Schwäche neigender Währung Yen), dabei blieb der letzte Quartalsmonat dort flach, Hongkong und China hingegen enttäuschten mit -0.9 % bzw. +3.2%. Die detaillierte Übersicht über die Börsenindizes befindet sich in der Beilage.
Bei den einzelnen Branchen etablierte sich im Gegensatz zu früher eine Art Spitzengruppe, mit IT und Telekommunikation, Energie und Finanz mit einem Anstieg in der Größenordnung von jeweils rund zehn Prozent, der Konsum, die Gesundheit folgen dichtauf, während die Branchen der Grundstoffe und der Versorger das Schlusslicht bilden. Während des Quartals ergaben sich deutliche Verschiebungen untereinander, es gab keine klaren Favoriten.
Die Anleihenmärkte kamen, zum Ende des Quartals, in eine gleichgewichtete Bewegung hinein, nachdem sie im Verlaufe des Quartals durchaus gegenläufige Richtungen, mit teilweise schwer zu beurteilenden Anstiegen gezeigt hatten. Für das erste sind die Anstiege wohl vorbei, die Anleiherenditen begannen nach den starken Anstiegen des Vorjahres und (den deutlich kleineren) während des Quartals leicht zurückzufallen. Bei den 10-jährigen US-Staatsanleihen folgte ein kleiner Anstieg auf 4.18% zum Quartalssende, und damit leicht stärker als zu Jahresende bei 3.85%. Die Renditen der deutschen Bundesanleihen zeigten sich bei 2.3% mit einem ähnlichen Bild, zu Jahresende noch bei 2.0%, die Schweizer Eidgenossen blieben bei 0.65%, auch nach einem kleinen zwischenzeitlichen Ausflug nach oben.
Die vorher kontinuierliche Abschwächung des USD drehte im Verlauf des Quartals und zeigte eine deutliche Aufwärtsbewegung (bzw. eine Schwäche des CHF), gegenüber dem CHF ergab sich eine Aufwertung von +7.0%, zum Euro stieg der USD um +2.3%, der Euro legte zum CHF um +4.6% zu.
Ein weiteres starkes Quartal erlebte der Goldpreis mit der unerwarteten Bewegung im März, mit einem Plus von +7.0% (USD-Basis) resp. +14.7% in CHF sowie +9.7% in Euro. Generell höher notierten die übrigen Rohstoffe, insbesondere der Ölpreis seit Jahresanfang um 16% höher. Auch einzelne Agrarrohstoffe (z. B. Kakao) wurden markant höher bewertet.
Standortbestimmung
Die Konsens-Erwartungen der Ökonomen, Marktstrategen und Anlagechefs für den weiteren Jahresverlauf 2024 sind deutlich herabgestuft, denn die inflationären Sorgen sind doch noch nicht ausgestanden. Den Notenbanken sollte dabei eine sanfte Landung der Wirtschaft (ohne Rezession) gelingen. Dieses Umfeld ist nicht negativ für Anleihen, leicht besser für Aktien. Auch bei Rohstoffen und Edelmetallen überwiegt der positive Ausblick. Die Frage stellt sich jedoch, ob die Bewegungen des ersten Quartals nicht etwas zu viel für den Rest des Jahres vorweggenommen haben. Die jüngste Bewegung im Goldpreis z. B. könnte an den Märkten als übertrieben gewertet werden und Verkäufe auslösen.
In den USA verlangsamt sich das Wachstum bei einer leichten Entspannung auf dem Arbeitsmarkt. Das Handelsdefizit der USA bleibt weiterhin hoch. Obwohl sich die Aktivität abkühlt, ist die Kerninflation hartnäckiger als die Märkte und das Fed zu Beginn des Jahres 2024 annahmen. Was heisst das für die Zinsen? In Europa waren die Konjunkturdaten zuletzt durchwachsen und weisen stark auf eine stagnierende Wirtschaft hin. Die Zuversicht wächst zumindest, dass sich die Inflation in Europa zeitnah wieder der Zielmarke annähert.
Allerdings darf man auch nicht nur die dunklen Wolken sehen, es gibt daneben durchaus auch Aufhellungen am Horizont. Dazu gehört die verbesserte Stimmungslage, sowie der steigende Mut zu Börsengängen. Auch die Anleihenmärkte zeigen eine zunehmende Nachfrage, u.a. weil die Unternehmen ihre Finanzierungen wieder breiter abstützen können. Die Finanzinvestoren verfügen über sehr hohe Kapitalbeträge, die auf die rechten Anlagemöglichkeiten, auch im Private Equity Bereich warten. Der Druck von aktivistischen Investoren auf die Firmenleitungen bleibt hoch. Am Anleihenmarkt steht ein hoher Betrag von Refinanzierungen aus.
Ausblick
Für die weitere Entwicklung der Finanzmärkte beurteilen wir die verschiedenen Chancen und Risiken in folgender Weise:
Chancen:
- Die Märkte bleiben bei ihrer sehr wohlwollenden Haltung gegenüber den bestehenden Risiken, wie im ersten Quartal, und verlängern die bestehende Rally. Nicht zu unterschätzen ist die Kursentwicklung der Lieferanten für militärische Ausrüstung.
- Das positive gesamtwirtschaftliche Umfeld bleibt erhalten, es ereignen sich keine schwerwiegenden Abweichungen, Krisen oder Pleiten. Das sich abzeichnende Zinsumfeld mit einer Verspätung der lang erwarteten Zinssenkungen wird nicht als Hindernis empfunden.
- Die Aktien-Bewertungen werden natürlich von den wohlwollenden Erwartungen auf zukünftige Gewinne gespiesen. Eine Rezession kann vermieden werden. Die Erwartungen auf die Vorteile der künstlichen Intelligenz beginnen Früchte zu tragen.
Risiken:
- Die Märkte realisieren, dass sie den realen Verhältnissen davongeeilt sind und zu viele Erwartungen in die Kurse eingepreist haben.
- Die Zentralbanken verzögern die Zinsanpassungen nach unten über Gebühr und behalten die vorsichtige Rhetorik zu lange bei.
- Das Risikopotential aus den verschiedenen geopolitischen Spannungsorten für die Finanzmärkte besteht bereits bei einem «normalen» Verlauf. Es steigert sich immens bei einer weiteren Verschärfung der geopolitischen Lage.
Anlagepolitische Konklusionen:
- Aktienengagements werden am unteren Ende der definierten Bandbreiten gehalten.
- Qualitätsaktien von Unternehmen mit hoher Preissetzungskraft und gesunden Bilanzen sowie eine vernünftige Diversifikation über verschiedene Sektoren bilden den Kern unserer Portfolios.
- Festverzinsliche Anlagen fokussieren kurze bis mittlere Restlaufzeiten und solide Bonitäten stehen bei der Investition im Vordergrund. Das gegenwärtige Zeitfenster bleibt erhalten.
- Goldanlagen erfüllen unverändert ihre Funktion als klassische «Absicherung» und realem Werterhalt.
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