Rückblick
Die Aktienmärkte haben zu Beginn des dritten Quartals vorerst einen Richtungswechsel vollzogen, ausgelöst durch eine Konsolidierung im Technologiesektor, schwächere Konjunkturdaten und, speziell in Europa, die Unsicherheiten nach den Neuwahlen in Frankreich. Der japanische Aktienmarkt erlebte eine regelrechte Achterbahnfahrt, welche in der unerwarteten Zinserhöhung der japanischen Notenbank und der damit verbundenen Yen-Erstarkung ihren Ursprung hatte und zum stärksten Tageseinbruch seit 37 Jahren führte. Bereits im August erholten sich die Börsen aber wieder kräftig und erreichten gegen Ende der Berichtsperiode verschiedentlich neue Allzeithochs. Die erste Zinssenkung der US-Notenbank seit März 2020 überraschte in der Höhe von 0,5% und wurde von den Investoren als klares Signal für weitere Zinsanpassungen interpretiert.
Der Weltaktienindex MSCI legte seit Jahresbeginn um 17,5% zu, nach +10,9% zur Jahresmitte. Der US-Technologieindex Nasdaq Composite hält mit +21,2% weiterhin die Spitzenperformance, aber deutlich abgebremst im Vergleich zum Halbjahr. Die US-Investoren wandten sich im dritten Quartal verstärkt auch den anderen Branchen zu, daher die relativ starke Avance des S&P500 auf +20.8%, der im ersten Halbjahr zurückgeblieben war. Die Kurssteigerungen der europäischen Aktienbörsen fielen tiefer, aber ebenfalls erfreulich, aus, blieben aber hinter den US-Börsen meist zurück. Der repräsentative EuroStoxx 600 weist ein Plus von +10,3% aus, der Schweizer SMI kommt auf +9,3%. Der deutsche DAX hält mit +15,4% die Führung der europäischen Märkte, der französische Markt ringt nach wie vor mit seinem (überwiegend politischen) Malus vom ersten Halbjahr und kommt «nur» auf +1.2%. In Asien erholte sich der japanische Nikkei nach den bereits erwähnten Turbulenzen und stieg um 15,5% deutlich. Hongkong überraschte mit einem starken Zuwachs (+24,0%), China hingegen bleibt auch im letzten Quartal das Schlusslicht mit relativ bescheidenen +12,1%, trotz der imposanten Fortschritte nach Bekanntgabe des Konjunkturpakets kurz vor Ende des Quartals. Die detaillierte Übersicht über die Börsenindices befindet sich in der Beilage.
Nach dem starken Lauf im ersten Halbjahr flachte die Nachfrage nach den Technologiewerten deutlich ab und die anderen Branchen waren mehr nachgefragt, der Markt verbreitete sich also. Mit klarem Vorsprung rangiert in der Branchenbetrachtung die Technologie und Telekommunikation trotz allem ganz oben, gefolgt von Finanz- und Industriewerten. Unterdurchschnittlich schnitten die Branchen Nahrung/Konsum, Automobil und Öl/Gas ab. Insbesondere die Luxusbranche wurde durch die Entwicklung in Frankreich und in China deutlich zurückgehalten.
Der volatile Verlauf der Aktienmärkte während des Quartals, aber auch die positive Entwicklung zum Schluss, vor dem Hintergrund schwacher Konjunkturdaten und sich verbessernder Inflationszahlen, drückte die Anleiherenditen deutlich. Die 10-jährigen US-Staatsanleihen standen mit einer Verfallrendite von 3,7% wieder auf dem Niveau zu Jahresbeginn, nach 4,3% zur Jahresmitte. Die deutschen Bundesanleihen notierten bei 2,1% und somit leicht über den Jahresendwerten. Die Schweizer Eidgenossen sanken auf 0,4%, deutlich unter der Rendite von 0,7% am Jahresanfang.
Die vorübergehende Stärke des US$ hat sich in der Berichtsperiode wieder korrigiert; gegenüber dem Euro notierte er im Jahresverlauf um 1% tiefer, zum CHF liegt die US-Valuta auf dem Jahresendwert.
Die fulminante Aufwärtsbewegung des Goldpreises hielt weiter an, dieser erreichte gegen Ende September neue historische Höchststände und liegt um 28% über dem Vorjahr. Der Ölpreis liegt mittlerweile und vor dem Hintergrund eines Angebotsüberhangs nahe am tiefsten Stand seit 3 Jahren. Die meisten anderen Rohstoffe hingegen notierten deutlich im Plus.
Standortbestimmung
Der globale Zinssenkungspfad ist mit dem Entscheid der US-Notenbank (Fed) Mitte September nun konkret geworden. Damit signalisiert das Fed, dass es den Fokus von Inflations- auf Konjunkturrisiken verlagert. Die US-Inflation ist denn auch mit 2,5% im August auf den tiefsten Stand seit dreieinhalb Jahren gefallen. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Senkung um hohe 0,5% ein hastiges Aufholmanöver war, zumal in der Vergangenheit solche Schritte nur bei erhöhtem Konjunkturstress erfolgten.
Auch in den anderen Industrieländern haben sich die Inflationsraten – auch dank tieferer Energiepreise – weiter verringert und liegen – mit Ausnahme von Japan – wieder überall nahe bei 2%. Damit ist die wichtigste Voraussetzung für weitere Zinssenkungen erfüllt. Die Wahrscheinlichkeit einer sanften wirtschaftlichen Landung, respektive einer nur milden rezessiven Phase ist dadurch höher geworden.
Keine Wachstumsimpulse sind hingegen von der Fiskalpolitik zu erwarten. Die hohen Defizite und Staatsschulden könnten sich mittelfristig als ernst zu nehmendes Risiko erweisen, es sei denn, dass die Schieflage der öffentlichen Haushalte zeitnah korrigiert wird.
Mit dem jüngsten Massnahmenpaket der chinesischen Regierung und der Notenbank, zur Stützung des Wachstums und des stark leidenden Immobilienmarktes, haben zumindest die konjunkturellen Abwärtsrisiken für das Reich der Mitte etwas abgenommen. Von nachhaltigen Wachstumsimpulsen für die Weltwirtschaft ist jedoch nicht auszugehen.
Ausblick
Für die weitere Entwicklung der Finanzmärkte beurteilen wir die verschiedenen Chancen und Risiken in folgender Weise:
Chancen:
- Der nun eingeleitete Zinssenkungsprozess wirkt der weltweiten Konjunkturverlangsamung entgegen.
- Nach den beiden Konsolidierungswellen im August und September ist die Erholung des US-Aktienmarktes branchenmässig breiter abgestützt und wird nicht mehr einseitig vom Technologiesektor dominiert.
- Die Aktienbewertungen, speziell in Europa, sind im historischen Vergleich und unter Berücksichtigung tieferer Diskontierungssätze nicht teuer.
Risiken:
- Weitere Zinssenkungen sind im Markt eingepreist, Enttäuschungen könnten sich bei einer wieder ansteigenden Inflation ergeben.
- Im Vorfeld von US-Präsidentenwahlen stieg in der Vergangenheit die Schwankungsanfälligkeit der Finanzmärkte. Eine mögliche Patt-Situation nach den Wahlen wäre nicht förderlich.
- Das Risikopotential aus den verschiedenen geopolitischen Spannungsorten bleibt unverändert.
Anlagepolitische Konklusionen:
- Aktienengagements werden am unteren Ende der definierten Bandbreiten gehalten.
- Qualitätsaktien von Unternehmen mit hoher Preissetzungskraft und gesunden Bilanzen sowie eine vernünftige Diversifikation über verschiedene Sektoren bilden den Kern unserer Portfolios.
- Festverzinsliche Anlagen bleiben auf kurze bis mittlere Restlaufzeiten fokussiert bei soliden Bonitäten.
- Goldanlagen erfüllen – auch nach den erfolgten Kursanstiegen – unverändert ihre Funktion als klassische «Absicherung» und realen Werterhalt.